Schachklub

Vorvorwort

Der Artikel, der im Januar 2015 zum 15-jahrigen Jubiläum des Schachklubs geschrieben wurde, ist noch bis heute aktuell. Wir tragen als Kommentar zum Text nur eine kleine Korrektur für die Jahre 2015 – 2018 ein.

Vorwort

Liebe Schachfreunde, liebe Gäste und Teilnehmer! Im November 2014 wurde das 15-jahrige Jubiläum  unseres Schachklubs gefeiert. Am 22. März wird das  15. Jubiläums-Purim-Schnellschachturnier veranstaltet. Anlässlich des 10.  Jubiläumsturniers wurde von uns eine DVD über die Arbeit unseres Schachklubs mit dem Titel „Die Geschichte des Purim-Turniers. 2001 – 2010“ präsentiert. Heute zum 15-jahrigen Jubiläum präsentieren wir ein Foto-Album „Wir sind 15 Jahre da!“

Isaak Urbach, Schach- und Turnierleiter.                                    

Unsere Geschichte

Juden in der Schachgeschichte. Schach als Element Jüdischer Kultur. Es ist bekannt, dass Schach seit dem Mittelalter ein Element jüdischer Kultur im weiten Sinne ist. Eine der ersten europäischen Quellen, in der das Spiel „Schatrandsch“ – mittelalterliches Schach – beschrieben ist, ist das Schachpoem vom jüdischen Philosophen und Mathematiker Rabbiner Abraham ibn Esra aus Toledo (1092-1167), das um 1140 erschienen ist. Die Juden treten erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als professionelle Schachspieler in Erscheinung und gewinnen gleich die Führung. Das Ende des 19. Jahrhunderts und  das 20. Jahrhundert sind durch die Führung der Schachspieler jüdischer Abstammung gekennzeichnet. Folgende Namen jüdischer Schachspieler sind in die Geschichte der Sportart eingegangen:  Weltmeister:  W. Steinitz, E. Lasker, M. Botvinnik, M. Tal, R. J. Fischer, G. Kasparov, W.Kramnik  nennen, Kandidaten:  S. Tarrasch, S. Reshevsky,  D. Bronstein, V. Kortschnoj; berühmte Schachspieler wie A. Rubinstein, R. Reti,  A. Nimzovitsch, S. Tartakower, R.Spielmann, S. Flohr, M. Najdorf,   I. Boleslavsky, E. Geller, L.Stein, L.Polugaevsky; Weltmeisterin M. Chiburdanidze, Schwester Polgar u.a. Das Schachspielen widerspricht nicht der jüdischen Religion: E. Lasker war  Sohn eines Kantors, A. Rubinstein und A. Nimzovitsch waren Rabbinersöhne,  S. Reshevsky war ein orthodoxer Jude, der die Traditionen streng einhielt. Von den zeitgenössischen Spielern wäre in diesem Kontext auch Großmeister Leonid Yudassin zu nennen, Autor des Werkes „Schach: der jahrtausendalte Mythos“. So stehen die Entstehung des Schachklubs in der jüdischen Gemeinde und das Schachspiel im Einklang mit den jüdischen Traditionen.

Schach in unserer Gemeinde. Schachklub. Der Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion und die jüdische Einwanderung nach Deutschland haben dazu geführt, dass viele jüdische Gemeinden erfahrene Schachspieler aufgenommen haben.  Auch nach Augsburg sind viele begabte Schachspieler gekommen, darunter Bayerischer Meister IM M. Safyanovsky, Fernschachgroßmeister und 13. Weltmeister, Internationaler Meister  M. Umansky, vielfacher Bayerischer Jugendmeister und Bayerischer Meister-2008, IM Meister B. Grimberg, Augsburger und Schwäbische Meister M. Albeker, I. Tokarev, D. Schekhter,  I. Kramar,  vielfacher Schwäbischer Seniorenmeister   I. Urbach und andere, die sich in verschiedenen Schachklubs verwirklichen.

Zu den Aufgaben der Gemeinde gehört, außer der Heranführung der Neuankömmlinge an die jüdische Religion, auch die Schaffung der Kommunikationsmöglichkeiten für die älteren Mitglieder. Dies erklärt die Entstehung unterschiedlicher Interessenklubs in der Gemeinde wie Deutschsprachunterricht, Sprachklubs für Jiddisch und Hebräisch, Musiksalon, Frauenklub, Veteranenklub sowie Schachklub. Der Schachklub beim Kulturzentrum der Gemeinde wurde  im November 1999 gegründet. Dieser Schachklub wurde von Anfang an als Klub für Amateure geplant. Im Schachklub kann man Blitz- und Leichtpartien spielen, an einem Turnier teilnehmen oder sich unterhalten. Die Mehrheit der Klubmitglieder ist über 60 Jahre alt. Eine Zeit lang gehörte zum Klub auch eine Kinderschachschule, heute sind nur einige Kinder geblieben.

Die Modeerscheinung der letzten Jahre, aussagekräftig „Integration“ genannt, ist auch nicht an unserem Schachklub vorbeigegangen. Die Jahre 2010-2011 stehen im Zeichen der Integration. In den Monaten Juni – September 2010 haben wir an dem durch den Seniorenbeirat Augsburg organisierten Wettbewerb „Augsburger Seniorenpreis 2010. Senioren engagieren sich“ teilgenommen. Wir präsentierten das Projekt „Schach als Integrationsinstrument“ als Geschichte der veranstalteten Schnellschachturniere. Im Zeitraum Februar-April 2011 veranstaltete das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben in Zusammenarbeit mit uns die Ausstellung „Mitgebracht – Schach bei den Augsburger Juden“. Die Ausstellungsstücke erzählten über die Rolle der Juden bei der Verbreitung des Schachs in Europa, über die Rolle der Schachspieler – Mitglieder der IKG Schwaben-Augsburg nicht nur bei der Gründung des ersten Schachklubs in Augsburg in 1873 /Bankier Emil Gutman (1849-1938),Textilfabrikant Sigmund Landauer (1846-1935) und noch zwei Mitglieder der Jüdischen Gemeinde gehörten zum Gründungskomitee des „Schachklubs Augsburg“ – einem der ältesten bis heute bestehenden Schachvereine Deutschlands (SG Augsburg 1873)/, sondern auch im heutigen Schachleben in Augsburg, Schwaben und Bayern. Die Ausstellung erzählte auch die Geschichte der kürzlich verstorbenen weitbekannten Mitglieder unserer Gemeinde: Valeri Murachveri (13.10.1940-03.03.2006), Schachjournalist und Übersetzter für Schachliteratur aus zahlreichen europäischen Sprachen und Michail Umansky (21.01.1952-17.12.2010), Großmeister ICCE (Fernschachgroßmeister) und 13. Fernschachweltmeister.

Purim-Schnellschachturnier. Geschichte und Statistik. Seit 2001 ist es schon zur Tradition geworden, am jüdischen Frühlingsfest Purim ein Schnellschachturnier zu veranstalten. In zwei Jahren entwickelte sich das Turnier von einer rein gemeindeinternen zu einer Bayernweiten Veranstaltung. Seit 2003 nehmen alle starken Schachspieler aus den größten Gemeinden Bayerns (Augsburg, Bamberg, Erlangen, Fürth, Hof, München, Nürnberg, Regensburg, Würzburg u.a.) an dem Turnier teil. Seit 2008 spielen auch Gäste von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, TSV Haunstetten und SG Augsburg 1873 mit. Seit 2003 wird die Einzel- und Mannschaftsmeisterschaft mit Hilfe eines Computerprogramms durchgeführt. Besonders  wurden  seit 2003 Kinder-Turniere organisiert. Seit 2006/2011 wird das Turnier als Andenken an Valeri Murachveri /Michail Umansky veranstaltet.

Die Idee des Purim-Turniers hat auch der Regensburger Gemeinde gefallen. Seit 2007 wird  mit unserer Hilfe und Teilnahme das Regensburger Herbst – Schnellschachturnier veranstaltet.

Insgesamt spielen etwa 60 Teilnehmer aller Altersstufen: „Nestoren“ – älter als 75, Senioren, Junioren, Frauen und besonders Kinder. Der Integrationsbeitrag vom Schach zeichnet sich dadurch aus, dass Schach, genauso wie die Liebe, keine Altersunterschiede und Nationalitäten kennt. Der älteste und der jüngste Spieler waren  90 und 6 Jahre alt.

Ein wenig  Statistik. Von 2001 bis 2014 wurden  im Schachklub 17 Turniere durchgeführt, darunter 14 Purim-Schnellschachturniere. Insgesamt nahmen in 14 Turnieren 775 Schachspieler teil, darunter: < 18 Jahre – 141 (darunter in 5 Kinderturnieren – 67 junge Spieler); > 60 Jahre (Senioren) – 309 (darunter > 75 Jahre /Nestoren/ – 94 Spieler) und auch nicht so viel Frauen.  Die Schachspieler vertraten 9 Völker und 12 Länder Europas und der ehemaligen UdSSR. Am 1. Purim-Turnier spielten 12 Teilnehmer aus unserer Gemeinde. Am 11. Purim-Schnellschachturnier war eine Rekordanzahl  von Schachspielern – 72. 54 Teilnehmer aus 8 jüdischen Gemeinden Bayerns wie München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, Bamberg  u.a. kämpften gegen 18 Vertreter der Landsmannschaft der Russlanddeutschen Augsburgs, Schachklubs TSV Haunstetten  und SG Augsburg 1873. Am Turnier nahmen 1 Großmeister, 1 Internationaler Meister und 3 FIDE-Meister teil. Das Rating von 20 Schachspielern (ELO/DWZ) lag über 2000.

Kommentar zum 01.09.2018. Vom Januar 2015 bis August 2018 wurden noch vier Purim-Turniere und ein Blitzmeisterschaft des Klubs durchgeführt.

Unsere Schachspieler waren:

  • an der Einzelmeisterschaft (18 Turniere): am 1.Platz – 8 Mal, am 2. Platz – 4 Mal, am 3. Platz – 6 Mal;
  • an der Mannschaftsmeisterschaft (16 Turniere): am 1.Platz – 7 Mal, am 2. Platz – 1 Mal, am 3. Platz – 5 Mal.

Unser Schachklub spielte noch:                                                                                                                                                                           

  • Im Schnellschachturnier zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur 2002;
  • Im Hallemann-Gedächtnisturnier,  Furth: (2002 – 2. Platz; 2003 – erste Mannschaft – 1. Platz, zweite Mannschaft – 2. Platz; 2006);
  • Im Regensburger Herbst Schnellschachturnier:  2007, 2008, 2010-2014, 2016, 2017 (2012 – 1. Platz, 2013 – 3. Platz);
  • Im Bundesweiten Blitzturnier der IKG Bamberg: 2014 (1. Platz – M. Safyanovsky), 2015 (1. Platz unter Senioren – M. Safyanovsky), 2016 (1. Platz unter Senioren – M. Safyanovsky; 1. Platz unter Junioren –  J. Gubariev), 2017.