Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Auf Initiative von Oberbürgermeister der Stadt Augsburg Dr. Kurt Gribl fand am 12.02.2020 im Goldenen Saal des Rathauses ein Treffen statt – ein Podiumsgespräch, dessen Ziel es war, Wohltäter und Investoren für die Generalsanierung des Gebäudekomplexes der IKG Schwaben-Augsburg in der Halderstraße 6-8 zu finden. Dr. Gribl brachte seine Position zum Ausdruck, dass die Sanierung der Synagoge nicht nur eine Angelegenheit der jüdischen Gemeinde, sondern die der gesamten Gesellschaft sei.

Rolf Settelmeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Augsburg, gab den Anwesenden die Information vom Präsidenten des Sparkassenverbands Bayern Dr. Ulrich Netzer weiter, dass die Stadtsparkasse die Restaurierung der Mikwe mit 50.000,00 Euro und die Generalsanierung mit ebenso 50.000,00 Euro unterstützen wird.

Die IKG wurde durch alle Mitglieder des Vorstands, den Vorsitzenden der Wahlkommission Anatoliy Agranovskyy und die Leiterin des Projektes der Generalsanierung Viktoria Kämpf vertreten.

Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister Dr. Gribl sprachen zu den Anwesenden Dr. Georg Haindl – Vorsitzender des Stiftungsrates des Jüdischen Museums Augsburg- Schwaben, sowie, mit einem Impulsvortrag, Frau Dr. Barbara Staudinger, Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben. Anschließend fand ein Podiumsgespräch statt. Dabei stellten die Anwesenden die sie interessierenden Fragen an die Vertreter der IKG.

Nachstehend einige der Fragen, die der Oberbürgermeister dem Präsidenten der IKG stellte.

  1. Wie geht es Ihrer Gemeinde?

„Juden waren in Augsburg schon immer ein Teil der Stadt. Genauso sehen wir uns heute. Dementsprechend reagieren wir auf alle Ereignisse, die in der Stadt passieren. Vieles empfinden wir als sehr positiv, manche Entwicklungen werfen Fragen auf, auf die wir dann versuchen, aus unserer Sicht, Antworten zu bekommen. Das jüdische Leben spielt sich als Gemeinschaft immer ab. Momentan zählt die Gemeinde rund 1300 Mitglieder, ein Teil davon hält sich tag täglich in der Gemeinde auf. Sie kommen nicht nur zum Schabbat, sondern auch um sich zu treffen, ihre Zeit zu verbringen oder jüdische Feste zu feiern.“

  1. Gibt es Perspektiven, Wünsche, Notwendigkeiten für die Zukunft? Was wäre für die Gemeinde wünschenswert?

„Wir würden uns wünschen in erster Linie, dass unsere Gemeinde und die Stadt im Dialog bleiben und die gemeinsame Achtung und menschliches Miteinander aufrechterhalten werden.

Die Sicherheit der Gemeinde ist momentan eins der wichtigsten Themen für uns. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle für die finanzielle Unterstützung bedanken, die uns hilft, die Sofortmaßnahmen für die Sicherheit vor Ort zu ergreifen und schon sehr bald umzusetzen.“

  1. Welchen Stellenwert hat die anstehende Sanierung für die Gemeinde?

„Die Generalsanierung des gesamten Gebäudekomplexes ist für uns nicht nur aus bautechnischen Gründen vom sehr hohen Stellenwert. Alte Haustechnik, die Heizung und alte Dächer werden erneuert, die Barrierefreiheit und der Brandschutz werden auf den neuesten Stand gebracht. Sehr wichtig für uns ist die Reaktivierung der Mikwe (das Ritualbad), die über all die Jahre nach dem Krieg nicht gefunden werden konnte und im Rahmen der Voruntersuchung entdeckt worden war.

Die Generalsanierung setzt ein Zeichen für uns, dass Freistaat Bayern, der Bezirk, die Stadt und sogar der Bund unsere Hoffnungen und unsere Zukunftsansichten teilen.

Außerdem möchte ich sagen, dass das Sanierungsprojekt ein gerechter Blick in die Vergangenheit und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft ist.“

Im Laufe dieser Veranstaltung teilte ein treuer Unterstützer unserer Gemeinde mit, dass er sich an der Generalsanierung mit 400.000,00 Euro beteiligen wird.

Das Treffen, das Podiumsgespräch und der Austausch im Anschluss hinterließen einen sehr positiven Eindruck bei allen Anwesenden.

Der Vorstand

 

 

Redebeitrag

von Dr. Georg Haindl, Vorsitzender des Stiftungsrates des Jüdischen Museums Augsburg-Schwaben

Dr. Georg Haindl, Vorsitzender des Stiftungsrates des Jüdischen Museums Augsburg-Schwaben. Foto I. Kats

… Für mich stellen sich heute Abend drei Fragen.

Woher kommen wir, wohin wollen wir, wieso sind wir jetzt hier?

Ich bin mir sicher, zur ersten und zweiten Frage werden wir heute genügend Fachleute hierhaben.

Erlauben Sie mir, ein paar Worte zum „Wieso“ einzubringen.

Die nun gründlich zusammengestellten Kosten für die Renovierung unserer Augsburger Synagoge belaufen sich zu Preisen des Jahres 2019 auf 27 Mio. €. Davon übernehmen grob gesprochen der Freistaat und der Bund 90 %.

10 % – will heißen 2,7 Mio. –  muss die Gemeinde aufbringen. Wenn sie das überhaupt kann und tut, wird sie über die nächsten 20 Jahre von der Hand in den Mund leben müssen, für etwas, das sie heute bestimmt nicht mehr in dieser Größe und dieser Ausstattung noch einmal bauen würde. Sie tritt ein Erbe an, auch wenn es ihr derart schwer fällt. Wieso es ihr schwer fällt, und wie es dazu gekommen ist, wissen wir alle.

Jeder von uns tritt ein Erbe an, weil er auf die Zukunft setzt und es – verbessert und erhalten – an eine kommende Generation weitergeben will. Die israelitische Kultusgemeinde tritt dieses Erbe an, weil sie auf die Zukunft ihrer Gemeinde und des Judentums in dieser Stadt setzt.

Wir Augsburger haben auch unser Erbe angenommen. Dieses Rathaus wurde 1945 nicht weggeschoben, sondern wiederaufgebaut, weil wir uns darin wiedererkennen. Wir Augsburger haben es bis 1985 wieder in seiner alten Pracht wiederhergestellt, Rosette für Rosette – weil wir etwas den kommenden Generationen weitergeben wollen. Weil wir an unsere Zukunft glauben und das Gemeinsame in dieser Stadt – zu dem auch das Judentum gehört.

Über die Friedensstadt, ihren Stolz über das fruchtbare, friedliche Zusammenleben in Vielfalt brauche ich hier nicht zu reden. Ich rede von der engen Verwandtschaft, den engen Verflechtungen, den Verbindungen und das Gemeinsame zwischen Juden und Christen, über die lange Zeit, nicht nur der bisherigen, sondern von der langen gemeinsamen Zeit, die die vor uns liegen wird. Ich erinnere an „de nostra Aetate“ aus dem zweiten vatikanischen Konzil, dessen Inhalt dann mit der Formel von  den „älteren Brüdern“ und den „Vätern im Glauben“ zusammengefasst wurde.

Die Verwandtschaft ist also eng, das jüdische ein Teil von uns, das Erbe ein gemeinsames.

Der Entschluss der israelitischen Kultusgemeinde, ihr Haus zu erhalten, verdient unseren Respekt, mehr noch: er verdient unsere Unterstützung.

Deswegen mein Appell an Sie: Helfen Sie, das Erbe dieser Stadt zu erhalten!  Helfen Sie der israelitischen Kultusgemeinde, ihr Haus zu erhalten!

Mitglieder des Vorstandes, Vorsitzender der Wahlkommission. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Präsident der IKG Schwaben-Augsburg A. Mazo. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Der Oberbürgermeister der Stadt Augsburg Dr. Gribl. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Podiumgeshpräch. Foto: I.Kats

Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Fotos: Ruth Plössel/Stadt Augsburg